German Co-working Article feat. SPACE
Hubba, Paper & Toast oder Plusconcept statt Café-Büro
Co-working-Trend für Start-ups und Freiberufler erreicht Asien Kreative, IT-Fachleute, Freelancer, Start-up-Unternehmer, Designer und Architekten in Asiens Metropolen nutzen Co-working Spaces wie das Hubba in Asiens Metropolen.Michael ist Bangkok-Fan. Der Berliner genießt die Vielfalt des quirligen Lebens der thailändischen Hauptstadt. Deshalb hat sich der Softwarespezialist entschlossen, in Bangkok auch zu arbeiten. Programmieren kann man schließlich überall. Der Schreibtisch des 35-Jährigen steht im Hubba, einem Co-working Space in einem Stadthaus aus den 1960er Jahren mit schönem Garten in einer stillen Soi in Ekamai. Co-working Spaces sind nach ihrem Erfolg in Europa neuerdings auch in Asiens Metropolen der neue Trend. Vom Konzept her sind sie irgendwo zwischen Café und Internetcafé, Serviced Office und Business Centre von Hotels angesiedelt. Co-working Spaces bieten einen Schreibtisch, eine Büroinfrastruktur von Drucker bis WiFi und die Gesellschaft anderer Co-worker. Für diesen Service verlangen sie einen Mitgliedsbeitrag pro Tag oder auch pro Monat. Nie mehr lästiges Schlepping Zielgruppe sind Leute, die nicht zu Hause arbeiten wollen oder die es leid sind, mit ihren Laptops stundenlang in Cafés mit lauter Musik und kreischenden Kindern zu verbringen, oder Unternehmen, die erst einmal ihre Marktchancen austesten wollen, bevor sie ein teures Büro anmieten. „Zu uns kommen Kreative, IT-Fachleute, Freelancer, Start-up-Unternehmer, Designer und Architekten“, beschreibt Hubba-Gründer Amarith, im Hauptberuf Consultant für Start-ups im sozialen Bereich, die Zielgruppe seines Co-working Spaces. Zu den Vorzügen von Co-working Spaces gehört neben geringen Overheadkosten und sehr kurzfristigen Nutzungsverträgen das Ende des „Schleppings“. Für die Arbeit benötigte Dokumente oder Bücher kann man in seinem Mietschreibtisch lassen. Zudem sind Co-Working Spaces rund um die Uhr zugänglich, was besonders solche Nutzer mit Geschäftspartnern in anderen Zeitzonen anspricht. Die Nutzer dieser Büros auf Zeit zählen noch andere Vorteile auf. Harvardabsolvent Jochen Emig hat sich in Singapur niedergelassen, wo seine Freundin einen Job gefunden hat. Der Stuttgarter Softwareentwickler mit langjähriger beruflicher Japanerfahrung und Mitglied bei Plusconcept in Singapur, sagt: „Für die Arbeit brauche ich das Gefühl, in ein Büro zu gehen.“ Für den Franzosen Alexis Lefevre, der seinen Schreibtisch im Colab in Phnom Penh gemietet hat, ist der umgekehrte Weg wichtig: „Ich brauche das Gefühl, nach Feierabend heimzugehen.“ Co-working Spaces gibt es inzwischen in vielen Varianten. Während das Hubba den Charme einer munteren Bürowohngemeinschaft versprüht, The Hub in Singapur studentische Backpacker mit unfertigen Diplomarbeiten im Rucksack anspricht, setzt das Glowfish in der Beton- und Glasburg Asoke Towers in Sukhumvit 21 auf kühl-minimalistisches Apple-Store-Design, in dem sich eine Anwaltsfirma, eine Ölfirma aus Singapur, ein Architekt aus Vietnam oder auch eine PR-Firma aus der Schweiz wohlfühlen. In den Schreibtischen auf Zeit im schicken und gediegenen Glowfish fühlen sich Werbetreibende und Anwälte wohl.Im kleinen Paper & Toast in Kuala Lumpurs Büro-, Shopping- und Vergnügungsviertel Bukit Bintang arbeitet seit gut einem Jahr die indischstämmige Malaysierin Fiona Arjandran. Ihr Arbeitgeber ist ein Modeunternehmen. „Ich bin die einzige Mitarbeiterin hier in Kuala Lumpur“, sagt Arjandran. An dem Co-working-Konzept schätzt sie, dass sie nicht alleine ist. „Es ist inspirierend, sich das Büro mit Leuten zu teilen, die mit anderen Produkten und in anderen Branchen arbeiten“, sagt Arjandran und zeigt lachend auf ihre Tischnachbarin Kim Chong, eine Getränkejournalistin mit dem Onlinemagazin The Thirst, auf deren Schreibtisch eine Menge Flaschen mit alkoholischen Getränken stehen. „Manchmal trinken wir was zusammen.“ Plusconcept in einem alten Shophaus gleich hinter dem Raffles Hotel in Singapur setzt auf Unternehmen, die ihre asiatischen Marktchancen antesten wollen. „Für die ist angesichts der extrem hohen Mietpreise hier Co-working eine preiswerte und flexible Alternative. Zudem ist das chinesisch geprägte Singapur ein idealer „Sandkasten“ für solche, die Richtung China streben“, findet Markus Kaub, ein Heidelberger mit weitreichender beruflicher Ostasienerfahrung. Verliebt in Co-working SmallWorld in Phnom Penh hingegen hat den kambodschanischen Markt im Auge, den sich kleine einheimische Startupler erschließen wollen. Neben preiswertem Büroraum bringt SmallWorld die Jungunternehmer mit potentiellen Investoren zusammen. „Wir sind ein Inkubator“, beschreibt Rithy Thul, 26, die Essenz der von ihm gegründeten „Kleinen Welt“ und gleichzeitig das Community-Element, das allen Co-working-Spaces gemeinsam ist. Das reicht von Networkingevents mit internationalen Handelskammern bis zu Vorträgen zu allerlei Wirtschaftsthemen. „Wir organisieren auch schon mal Kinobesuche oder einen Grillabend“, sagt Hubba-Chef Amarith und fügt grinsend hinzu: „Man findet Freunde, und so mancher hat sich hier auch schon verliebt.“ Michael Lenz